17 04 2024 Andilly Dsc 200917 04 2024 Andilly Dsc 2009
©17 04 2024 Andilly Dsc 2009|Brice Souvansanouk
Lokale Legenden & GeschichtenDAS KULTURERBE VON ANDILLY
Lokale Legenden & Geschichten

Das Kulturerbe von Andilly

Die Monts du Genevois sind reich an Geschichten und Legenden. Aber haben Sie schon von den Geheimnissen gehört, die sie verbergen? Entdecken Sie zwischen Geschichten aus der Vergangenheit und überraschenden Anekdoten die verborgenen Seiten des Ortes und lassen Sie sich von den Kuriositäten unseres Kulturerbes mitreißen.

Das Haus

Guillot

Erfahren Sie faszinierende Geschichten und Legenden aus der Gegend und tauchen Sie ein in unbekannte Erzählungen, die es verdienen, enthüllt zu werden. Heute öffnet das Haus Guillot in Andilly seine Türen für Sie. Dieses Gebäude aus dem 17. Jahrhundert, das aus örtlicher Molasse und Sandstein vom Mont Sion besteht, war wahrscheinlich ein Nebengebäude des Schlosses Saint-Symphorien, von dem heute nichts mehr übrig ist. Seine einzigartige Architektur und sein malerischer Anblick erwecken den Eindruck eines befestigten Hauses. Es blickt auf eine reiche Geschichte zurück und war im Besitz zahlreicher savoyischer Notabeln. Zu ihnen gehört auch René Saget, ehemaliger Magistrat und Bürgermeister von Annecy. Er ist bekannt für seine Teilnahme an der Heiligsprechung seines Freundes, des Heiligen Franz von Sales, im Jahr 1665. 1711 ging das Haus in den Besitz von Pierre-Étienne Guillot über, einem aus Évian stammenden Rechtsanwalt.

Er machte es zu seinem familiären Landhaus, um die Ruhe und den Charme rund um das Dorf Saint- Symphorien zu genießen. Die Familie Guillot lernte das Dorf schnell lieben und beschloss endlich, einen Großteil des Jahres dort zu verbringen. So entstand eine besondere Verbindung zwischen dem Dorf und der Familie, die sie sogar dazu veranlasste, ihre Verstorbenen in der Pfarrkirche oberhalb des Weilers zu beerdigen. 1778 zog Étienne Burdallet, ein adliger Notar aus Cruseilles, in das Haus ein und nutzte die Gelegenheit, um das nahe gelegene Landgut La Cure aufzukaufen. Das Gut wurde in der Stadt Carouge als nationales Gut versteigert, als diese noch zum Savoyen gehörte. Als Vertreter von Andilly in der Versammlung der Allobroger nahm Étienne Burdallet 1792 an der Verkündung des Anschlusses Savoyens an Frankreich teil. Aufgrund seiner vornehmen kulturellen Vergangenheit und seiner originellen Architektur mit Strebepfeilern und Öffnungen mit ziselierten Kielbögen verwundert es nicht, dass das Haus Guillot für eine kulturelle Berufung bestimmt war.

Haus des Kulturerbes

und der Geschichte

Das Haus ist heute Eigentum der Gemeinde und wird derzeit restauriert. Diese Arbeiten wurden vom Gemeinderat in Angriff genommen und vom Staat, der Region und dem Departement unterstützt. Die Fondation du Crédit Agricole, die Fondation du Patrimoine und die Mission Stéphane Bern unterstützen das Haus bei seiner umfangreichen und fachgerechten Restaurierung. Das Gebäude soll 2025 als „Haus des Kulturerbes und der Geschichte“ wiedereröffnet werden. Es wird der Sitz von zwei Vereinen sein: Apollon 74, der sich für die lokale Biodiversität stark macht, und La Salévienne, der sich für die Erhaltung des baulichen Erbes und die Bewahrung historischer Zeugnisse einsetzt. Im Übrigen wird es in den oberen Stockwerken eine eigene Bibliothek mit über 11 000 Büchern zur Regionalgeschichte beherbergen.

Diese Werke können nur vor Ort eingesehen werden. Diese Fachbibliothek ist für Studenten und Forscher, aber auch für historisch interessierte Liebhaber eingerichtet worden und wird der Öffentlichkeit regelmäßig zugänglich sein. Das Erdgeschoss wird als großer Gemeindesaal genutzt werden. Hier sollen Kunst- und Kulturausstellungen für die breite Öffentlichkeit und Schulklassen veranstaltet werden. Außerdem werden dort Vorträge zu Themen der Regionalgeschichte stattfinden. Ein Projekt, das von der kleinen Gemeinde Andilly gemeinsam mit dem Verein La Salévienne mit dem Ziel getragen wird, das lokale Kulturerbe zu erhalten. Dieses kollektive und nachhaltige Projekt soll Andilly mobilisieren und der Region neue Dynamik einhauchen, um die Geschichte unserer Dörfer und Gemeinden für alle zugänglich zu machen.

La Salévienne, passionierte Vereinsarbeit zwischen Geschichte

und kulturellem Erbe

La Salévienne wurde 1984 gegründet und ist ein Verein mit über 200 aktiven und leidenschaftlichen Mitgliedern. Er blickt auf eine reiche Geschichte zurück und stellt heute mehr als 11.000 Publikationen, die der Kultur und Geschichte der Region gewidmet sind. Die Gründung des Vereins war eine Antwort auf die beschleunigte Urbanisierung der Räume um den Salève und die Gefahr, dass das bauliche Erbe verschwindet. Damit einher geht der Verlust des kollektiven Gedächtnisses über unsere Vergangenheit. Seit vier Jahrzehnten sammelt La Salévienne Zeugnisse von Ehemaligen und konsultiert öffentliche und private Archive, um die Erinnerung an die Vergangenheit in Form von Geschichtsbüchern weiterzutragen. Unter dem Namen „Échos Saléviens“ sind bis heute mehr als dreißig Ausgaben zu verschiedenen Themen erschienen, die Traditionen aufrechterhalten und die zahlreichen Erzählungen weitergeben. Es sind Zeugnisse der Vergangenheit, um das kollektive Bewusstsein zu schärfen. Zurzeit unter dem Vorsitz von Claude Mégevand, Mitbegründer und Referent, ist La Salévienne bis heute aktiv, um die Erinnerungen an die Zeit lebendig zu halten.

Zwischen Rhône, Arve und Usses, also Gebieten, die von den Bergen Salève, Vuache und Mont Sion dominiert werden, konnte der Verein zahlreiche Projekte realisieren, darunter die Veröffentlichung von 86 Büchern und 120 internen Zeitschriften (Le Bénon), die Organisation von 11 Kongressen sowie 86 Besichtigungen von Sehenswürdigkeiten und 559 Konferenzen. Schließlich ist er auch aktiv an der Archivierung von Erinnerungen mit der Inventarisierung von Tausenden von alten Postkarten und Ikonografien beteiligt. La Salévienne teilt sich in zwei Sektionen auf: die Sektion Parisienne und die Sektion des Bornes. Darüber hinaus ist der Verein dank seiner Präsenz, seines Engagements und ihrer starken Valorisierungsmaßnahmen Teil der Union des Sociétés savantes de Savoie (Union der gelehrten Gesellschaften Savoyens). Er feiert dieses Jahr sein 40-jähriges Bestehen und verfolgt dabei unverändert ein Ziel: die Weitergabe seines Wissens über die Geschichte des lokalen Kulturerbes.

Genius Loci, oder Technologie

im Dienste der Geschichte

Durch Entdeckungstouren das Kulturerbe bekannt zu machen, ist bereits seit einigen Jahren das Mittel der Wahl seitens La Salévienne, um die Öffentlichkeit für die Geschichte unseres Kulturerbes zu sensibilisieren. Durch die Erstellung und Anbringung von illustrierten Schildern mit unterhaltsamen Texten haben bis heute schon mehr als hundert Gebäude ihre eigenen Erklärungstafeln erhalten. In Zusammenarbeit mit den Verwaltungsämtern des Genevois und den Gewerkschaften wurden Möglichkeiten geschaffen, um auf den Wanderwegen die schönsten Sehenswürdigkeiten der Gegend zu entdecken. Besondere Orte: die Weiler von Andilly, der Pfad der Graniteurs du Mont Sion, der Pfad der Rhône zum Vuache (Vulbens) oder das mittelalterliche Dorf Cruseilles. In jüngster Zeit hat La Salévienne Tests zur Einführung eines Verfahrens vorgenommen, das von einem Genfer Start-up-Unternehmen namens „Genius Loci“ entwickelt wurde. Bei dieser Methode werden Edelstahlmedaillons mit einem QR-Code versehen, der gescannt werden kann und so jedem Interessierten ein Stück Geschichte im Taschenformat in die Hand gibt. Es wurden bereits mehr als vierzig Medaillons in der Nähe von bemerkenswerten Orten oder Gebäuden im Genfer Raum angebracht. Scannen Sie einfach einen gefundenen QR-Code und treten Sie in ein illustriertes Frage-Antwort-Spiel ein, um die Geheimnisse der Orte zu erfahren. Entdecken Sie Andilly, Présilly, Beaumont, Archamps, Neydens und sogar den Salève – einfach hineinscannen und losspielen! Und wer noch mehr Geschichte entdecken will, dem zeigt ein Kompass die Position weiterer bemerkenswerter Orte an, die weniger als 5 km entfernt sind.

Besonderer Dank

gilt La Salévienne und Pierre Cusin für die Zusammenarbeit und die Hilfe bei der Erstellung dieses Artikels.

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