Gerettete Kinder Dank Marianne Cohn Und Jean Duffaugt. Annemasse Am 18. August 1944Gerettete Kinder Dank Marianne Cohn Und Jean Duffaugt. Annemasse Am 18. August 1944
©Gerettete Kinder Dank Marianne Cohn Und Jean Duffaugt. Annemasse Am 18. August 1944
Lokale Legenden & GeschichtenLand des Widerstandes
Lokale Legenden & Geschichten

Inspirierende frauen aus der region

Ein Land der Geschichten und Legenden, geprägt von den Menschen, die hier gelebt haben … Zahlreiche Frauenfiguren haben die Geschichte der Monts du Genevois geprägt. Verfolgen Sie im Zeitraffer die faszinierenden Geschichten dieser Frauen mit ihren außergewöhnlichen Schicksalen – sie haben das Reiseziel entscheidend geprägt.

Frauen und

Eisenbahnen

Der Aufschwung des Schienenverkehrs in Frankreich hat maßgeblich zur Entwicklung des Tourismus beigetragen. Auch Haute-Savoie bildet hier keine Ausnahme: Mehrere Bahnhöfe wurden von der Eisenbahngesellschaft „Compagnie des chemins de fer de Paris à Lyon et à la Méditerranée“ (PLM) gebaut und betrieben. Seit ihrer Einführung Mitte des 19. Jahrhunderts bevorzugten besonders Frauen die Bahn als Transportmittel – sie war leicht zugänglich, schnell und komfortabel. Sie reisten mit dem Zug in ihre mehrwöchigen Aufenthalte, um die von ihnen geschätzten Sommerfrische zu genießen. Häufig gehörten sie dem Bürgertum an und reisten zu zweit oder in Begleitung.

Dennoch konnte man auch häufig Frauen in Gruppen auf Ausflügen sehen, die auf den Wegen und Pfaden der Ferienorte unterwegs waren. In den Monts du Genevois legten viele von ihnen einen Zwischenstopp in Annemasse ein, einer Stadt, die zentral an der Kreuzung der wichtigsten Eisenbahnachsen lag. Mit dem nahegelegenen Genf als attraktivem Reiseziel, passierten die Reisenden den Bahnhof von Annemasse, um von hier aus zu den zahlreichen Städten der Umgebung wie Thonon-les-Bains oder dem Giffre-Tal zu gelangen.

Doch auch unsere Berge sollten nicht zu kurz kommen und weckten bereits die Neugier der Urlauber! Der Salève, sozusagen das Wahrzeichen von Genf, zog schon damals durch seine Größe die Aufmerksamkeit auf sich. Diese elektrische Zahnradbahn, die lange Zeit über die Salève-Bahn zugänglich war, brachte die Besucher auf eine Höhe von 1.142 m – eine technische Meisterleistung! Zu den Besuchern gehörte auch die berühmte Elisabeth von Wittelsbach, besser bekannt als Sissi, die Kaiserin von Österreich. Von Étrembières aus fuhr sie mit der Bahn auf den Salève … in Richtung Les Treize-Arbres! Sie war überwältigt von dem Panoramablick, den die langsame Fahrt nach oben bot, und verliebte sich in die bezaubernde Landschaft entlang der Klippen des Bergmassivs und den atemberaubenden Blick auf das Genfer Becken. Nach ihrer Ankunft ließ sie sich von ihrem Abenteuergeist und ihrer Entdeckungslust zu einem Spaziergang in Les Treize-Arbres inspirieren und verbrachte den Nachmittag damit, die Ruhe und die frische Luft auf dem „Balcon de Genève“ zu genießen.

Erinnerungen an

Widerstandskämpferinnen

Sie befinden sich nun im 20. Jahrhundert und stehen vor den Schrecken des Zweiten Weltkriegs mit seinen erbitterten Kämpfen und Schlachten. Annemasse war eine Hochburg des Widerstandes und hatte viele Gesichter, die die Geschichte der Stadt für immer prägen werden. Viele Persönlichkeiten engagierten sich bereits in jungen Jahren unter Einsatz ihres Lebens im Kampf gegen die Barbarei der Nazis. Unter den weiblichen Persönlichkeiten der Stadt waren Marianne Cohn und Mila Racine diejenigen, die ihre Stimme stellvertretend für die vielen anonymen Widerstandskämpferinnen und Schlepperinnen, die im Verborgenen wirkten, erhoben.

Mila Racine, eine beispielhafte

Widerstandskämpferin

Mila Racine, geboren im September 1919 in Moskau, war eine russisch-jüdische Widerstandskämpferin während des Zweiten Weltkriegs. Sie entstammt einer bürgerlichen russischen Familie und flieht vor dem Sowjetregime nach Paris. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939 schließt sie sich schon bald dem Widerstand gegen die Besetzung durch die Nationalsozialisten an. Mutig und entschlossen beteiligt sie sich an zahlreichen Aktionen wie dem Sammeln von Informationen, Unterstützung von verfolgten Personen und der Organisation von Sabotageakten, um den Vormarsch der Nazis zu bremsen. Im Juli 1943 gründet sie ein Netzwerk zur Rettung von Juden, das von Tony Gryn (sein richtiger Name war Nathanel T. Garin), Mola (Emmanuel Racine, ihr Bruder) und Georges Loinger initiiert wurde. Sie wird Leiterin der zionistischen Jugendbewegung von Saint-Gervais-Le Fayet in Haute-Savoie. Ausgestattet mit gefälschten Papieren auf den Namen Marie-Anne Richemond schleust sie eine große Anzahl von Kindern in die Schweiz. Sie entscheidet sich für die Region Annemasse, das seit November 1942 unter italienischer Besatzung steht: Hier ist die Grenze leichter zu überqueren.

Aber ihr Aktivismus stieß auf wenig Gegenliebe und so wurde sie in der Nacht des 21. Oktober 1943 während einer Operation verhaftet, bei der sie 32 Kinder begleitete und sich weigerte, ein älteres Ehepaar zurückzulassen, das ihr Vorankommen gebremst hatte. Die Gruppe wird in St. Julien-en-Genevois, nur wenige Meter von der Schweizer Grenze entfernt, aufgegriffen. Mila wird zwei Monate lang inhaftiert und weigert sich, selbst unter den zahlreichen Folterungen durch ihre Peiniger, all ihre Informationen preiszugeben,. Schließlich wird sie in das Lager Royallieu in Compiègne deportiert, ehe sie nach Ravensbrück gebracht wird. Im März 1945 meldet sie sich freiwillig für die Restaurierung von Eisenbahnschienen. Bei diesen Arbeiten wird sie jedoch nach britischen Bombenangriffen von einem Granatsplitter getroffen und kommt am 20. März 1945 in Mauthausen ums Leben.

Marianne Cohn, Heldin mit

großem Herz

Marianne Cohn wird 1922 in Mannheim als Tochter von Dr. Alfred und Gerta Cohn geboren. Mit dem zunehmenden Aufstieg der NSDAP beschließt die Familie, aus Deutschland in Richtung Spanien zu fliehen und sich in Frankreich niederzulassen. Marianne erhält gefälschte Papiere auf den Namen Marie Colin und tritt 1942 der zionistischen Jugendbewegung bei, wo sie jüdischen Kindern diese Kultur näher bringt.  Mit ihrer selbstlosen Einstellung und ihrem Willen, etwas weiterzugeben, übernimmt sie 1943 die Nachfolge von Mila Racine und hilft jüdischen Kindern in Grenoble, denen die Deportation droht. Es gelingt ihr, mehrere von ihnen in die Schweiz zu schleusen, sie wird jedoch verhaftet und drei Monate später wieder freigelassen. Während ihrer Inhaftierung schreibt sie das Gedicht „Je trahirai demain“.

Auch nach ihrer Freilassung setzt sie ihre Aktivitäten voller Überzeugung fort. Am 31. Mai 1944 wird sie erneut von einer deutschen Patrouille in der Region Genf, in der Gemeinde Viry, verhaftet. An diesem Tag begleitet sie 28 Kinder, die sich in einem Lastwagen versteckt hatten. Unter dem Vorwand, die Gruppe sei auf dem Weg zu einem Urlaubsort in der Region, versucht sie mit allen Mitteln, die Patrouille zu überzeugen – jedoch ohne Erfolg. Sie werden in das Hotel du Pax in Annemasse gebracht, das teilweise von der Gestapo in ein Gefängnis umfunktioniert wurde. Jean Deffaugt, dem damaligen Bürgermeister der Stadt, gelingt es, die jüngsten Kinder zu befreien. Um das Leben der jüdischen Kinder, die von der Zionistischen Jugendbewegung und Jean Deffaugt betreut wurden, nicht zu gefährden, schwor Marianne, ihre Kameraden niemals zu verraten oder zu denunzieren, auch nicht unter Folter. Nach monatelanger Haft wurden sie und sechs weitere Gefangene am 8. Juli 1944 von der Gestapo Lyon, die in der Region stationiert war, in der Gemeinde Ville-la-Grand mit Stiefeln und Schaufeln zu Tode getreten.

Zwischen 1943 und 1944 wurden fast 2.000 Kinder gerettet, indem sie die Schweizer Grenze überquerten. Das Andenken von Mila Racine und Marianne Cohn wird heute durch verschiedene Bücher, Orte und Denkmäler beleuchtet und in Ehren gehalten. Sie sind echte Widerstandskämpferinnen, die durch ihren Mut und ihre Entschlossenheit beeindruckten und künftige Generationen inspirieren.

Danksagung

Wir danken dem Stadtarchiv der Stadt Annemasse und Valentine Saillet für die gute Zusammenarbeit und wertvolle Unterstützung bei der Erstellung dieses Artikels.

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